Dienstag, 18. Dezember 2012

Mondzeichnungen 2011/2012

Die Dome im nördlichen Abschnitt des lang gestreckten Mare Insularum sind die größten Dome auf der sichtbaren Seite des Mondes. Die kuppelförmigen Erhebungen erreichen allesamt Höhen von nur wenigen hundert Metern, ihre Basisdurchmesser sind bis zu 10km groß. Das Profil dieser Formationen ist daher sehr flach. Irdische Schildvulkane, z.B. solche auf Island oder Hawai kommen der Erscheinungsform sehr nahe. Nördlich von Hortensius hat sich eine Gruppe von insgesamt sechs Domen gebildet. Alle Dome besitzen auf ihren Gipfeln kleine Gruben mit Durchmessern von 1,5km und weniger.



Das 40km große Ringgebirge Aristarchus auf der Südseite des Aristarchus-Plateaus wäre an sich ein recht unscheinbarer Krater, wenn nicht zwei Besonderheiten seine herausragende Stellung begründen würden. Erstens ist das Material in seinem Kraterinneren das hellste Gestein der sichtbaren Mondseite und zweitens stellt Aristarchus und dessen Umgebung die Re gion mit der höchsten Anzahl von beobachteten LTPs (Lunar Transient Phenomena) dar. Im Teleskop erscheint der Krater scharf abgegrenzt und wie aus dem Mondboden herausgeschnitten. Ebenfalls sind die Terrassen im Kraterinneren hervorragend erhalten. Beides spricht für ein sehr junges Alter von Aristarchus, welches auf 500 Millionen Jahre geschätzt wird, wobei aufgrund aktueller Daten sogar von nur rund 200 Millionen Jahren ausgegangen wird. Das helle Gestein unterhalb des Oceanus Procellarum wurde beim Einschlag zutage gefördert und hauptsächlich in südöstlicher Richtung bis zu 150km weit geschleudert, wo es sich teilweise mit dem Strahlensystem von Copernicus überlagert. Aufgrund dieser ungleichmäßigen Verteilung des Auswurfmaterials ein Himmelskörper als Impaktor anzunehmen, der in flachem Winkel die Mondoberfläche traf. Auch der aus der Kratermitte versetzte kleine Zentralberg unterstützt diese Annahme. Im Teleskop mit mittlerer Öffnung sind besonders die inneren Wallhänge von Aristarchus interessant. Diese sind von einem unge- wöhnlichen Muster aus dunklen Streifen und hellen Flächen – vorzugsweise auf der Westseite – durchzogen. Auch bei hohem Sonnenstand lohnt sich deshalb ein Blick in das Kraterinnere.




»Swirls« – frei übersetzt Wirbel – sind sehr seltene Strukturen auf der Mondoberfläche. Auf der Mondrückseite sind nur wenige von ihnen bekannt und die sichtbare Mondseite zeigt nur ein ausgeprägtes Exemplar: Reiner Gamma, in der Nähe des 29km großen Kraters Reiner im Oceanus Procellarum. Das Besondere an diesen Formationen ist, dass es sich um völlig ebene Strukturen ohne Erhebungen oder Vertiefungen handelt. Die Entstehung der hellen Wirbel ist nicht geklärt. Als Ursache werden Kometeneinschläge, Mikrometeoriten und elektrostatische Effekte diskutiert. Gesichert ist nur die Tatsache, dass es sich bei Reiner Gamma auch um einen Ort mit verstärktem Magnetfeld handelt. Der zentrale Bereich von Reiner Gamma hat eine Ausdehnung von etwa 35km und ist damit in einem Teleskop mit kleiner Öffnung als kaulquappenförmige Aufhellung auf der dunklen Oberfläche des Oceanus Procellarum leicht sichtbar. Mit zunehmender Öffnung und Vergrößerung zeigt sich Reiner Gamma detaillierter. Im Teleskop mit mittlerer Öffnung sind bei ruhiger und klarer Luft die schweifartigen Verwirbelungen gut erkennbar. Sie erinnern in ihrem Aussehen an Milch, die in einem Kaffee verrührt wurde. Feine Ausläufer verlaufen bogenförmig etwa 200km nach Süden und in nördlicher Richtung bis in einer Entfernung von etwa 235km.



Nur 8km westlich vom namensgebenden Birt beginnt mit dem kleinen Krater Birt F (3km) die sehr schmale Rima Birt (Birtrille). Auf einer Länge von 50km verläuft die Rille in einer sanften Kurve nach Nordwesten und endet schließlich auf einem 600m hohen Dom im Krater Birt E (5km). Mit diesem Erscheinungsbild sollte Rima Birt einen vulkanischen Ursprung haben und Lava durch die Rille geflossen sein. Im Prinzip ist Rima Birt bereits in einem kleinen Teleskop mit 80mm Öffnung zu erkennen, dann müssen die Bedingungen aber optimal sein und das Teleskop eine hochwertige Optik besitzen. Teleskope mit mittlerer Öffnung zeigen die Rille aber sicher. Durch ein Teleskop mit mittlerer Öffnung sind bei hoher Vergrößerung auch die beiden Krater Birt F und E zu erkennen, sowie in der Umgebung weitere kleine Satellitenkrater mit Größen von 2km bis 3km.

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